Neue Westfälische Zeitung, Bielefeld

Die Trommelomas machen Rabatz

Von Eckart Schönlau

„Trude träumt von Afrika“ sorgt in Bielefeld für ein voll besetztes Haus

Der Traum von Afrika ist zum Greifen nah. Fast jede Leiterin einer Kindertagesstätte hat mittlerweile einen Afro-Trommelkursus absolviert. Seit Jahrzehnten voll dabei sind auch die vier Damen des Ensembles „Trude träumt von Afrika“.
Sie sind die Pionierinnen multikultureller Frauenpower. Je älter sie dabei werden, umso besser gerät ihre Show. (...)
Der Saal ist völlig ausverkauft. Das Warten auf den Auftritt wird durch ungeduldigen Vorapplaus oder durch Gespräche über eigene Musikprojekte bestens überbrückt.
Meta und Mathilde, zwei korpulente Damen, betreten die Bühne und beginnen mit kraftvoll-pulsierendem Rhythmus. Peitschende Djembé-Klänge schallen von hinten auf die Bühne.
Agathe und Erna, die grazilen Paradiesvögel dieser Truppe, bahnen sich spielend den Weg durch die Besucherreihen. Und versprühen dabei ein bezauberndes Lächeln.
Nachdem die Frauen die Bühne erklommen haben, lösen sie mit geballter Trommelpower sogleich frenetischen Beifall aus, ehe dieser erste Beitrag mit „Tanze mit mir in den Morgen“ seinen schrill-seichten Abschluß findet. Stilecht bis schrill-daneben verarbeiten die vier Damen ihre Afrika-Erlebnisse.
Mitreißende westafrikanische Trommelmusik, mit leidenschaftlichen Soli auf der Djembe und afrikanischem Gesang, die aber schnell in seltsame Bahnen geraten kann.
Zum Beispiel wenn Mathilde mit anschwellendem Wirbel auf der Snare der afrikanischen Polyrhythmik einen zackig-preußischen Kommißton aufzwingt.
Wie frau zum Trommeln kam, ist nicht mehr ganz klar. „Es kam über uns mit Naturgewalten, da gab es kein Halten mehr“, lautet der Rap, den Agathe aus ihrem Tagebuch beisteuern kann.
Heute ist daraus eine unvergleichliche Show von vier Naturtalenten geworden.
Auch zwischen den Stücken gerät die Neuformierung der Truppe und das Auf-und Abstellen der Trommeln zur senilen Slapstick-Choreographie, an der Grenze zum Bandscheibenvorfall.
„Statt zu klatschen, hätten Sie auch mal eben helfen können“, rutscht es Erna vorwurfsvoll heraus, nachdem Mathilde beim Umstellen die schwere Djembe umgekippt ist. „Wir sind extra nach Bethel gekommen und dachten dabei, da läuft das mal anders“, erklärt sie voller Enttäuschung.
Zum ersten mal sind die Trommelomas übrigens nicht in dieser Stadt. Schon vor zehn Jahren, beim Jubiläum des (...) Bielefelder „Stadtblatts“ waren sie zu sehen und zu hören.
Und wer sie einmal erlebt hat, der vergißt sie nie.